Gedanken zum Weltkriegsjubiläum – TEIL II

Am 11. November 1918 endete der Erste Weltkrieg. Wir haben anlässlich dieses Jubiläums einige Mitglieder befragt:  1) Was bedeutet für Sie persönlich das Ende des Ersten Weltkrieges? 2) Was können wir heute daraus lernen?

Im ersten Blog-Beitrag haben wir Stimmen aus Deutschland zu Wort kommen lassen. Hier ist der Teil 2 mit Antworten aus weiteren Ländern:

ÖSTERREICH

Albert Kafka, RAC Wien-Stadtpark und RC Wien-Oper

  1. Für mich bedeutet das Ende des bis dahin größten Kriegs das Ende einer Zäsur, die die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung gehemmt und verhindert hat. (in der Familie wurde der 1. Weltkrieg nicht thematisiert)
    2. So etwas darf nie wieder passieren, weder ein Krieg generell und schon gar nicht ein Krieg mit vorgeschoben Argumenten. Allerdings, damals wie heute ist der mediale Einfluss auf die Wahrnehmung in der Bevölkerung ein Schlüsselfaktor, sodass wir stets kritisch bleiben müssen, mit politischen Aussagen, der Rezeption der Medien und der eigenen Wahrnehmung.

Marlene Tröstl, IAC Vienna City

  1. Was das Ende des 1. Weltkrieges für mich bedeutet: Abgesehen davon, dass es für Österreich das Ende der Monarchie bedeutet hat und die Reduktion von einer Großmacht zu einer kleinen Republik, bedeutet für mich das Ende des zweiten Weltkrieges das Zurückkommen meines Urgroßvaters, der einer von 25 Überlebenden aus seiner Kompanie war und ohne den es mich heute nicht geben würde.
  2. Was wir daraus lernen können: Um ehrlich zu sein, fällt es mir sehr schwer diese Frage zu beantworten. Ich denke, die größte Lehre, die die Menschheit aus allen Kriegen ziehen kann ist, dass Gewalt niemals die Lösung ist, dass wir alle „nur“ Menschen sind und wir besser dran sind, wenn wir nicht versuchen unsere eigenen Interessen über die anderer zu stellen. Es ist viel produktiver und nachhaltiger, seine Arbeit und Energie in etwas zu investieren, das Menschen zusammenbringt, als in etwas, das Menschen spaltet.

BELGIEN

Karel Darley, RC Aalst-Noord (Karel Darley lebt in Flandern, ist mit einer Belgierin verheiratet, wurde jedoch in den Niederlanden als Sohn eines deutschen Vaters und einer niederländischen Mutter geboren.)

  1. Das Ende des Großen Krieges sehe ich fast jeden Tag vor mir. In meinem Wohnzimmer hängen 3 von meinem Vater 1924 angefertigte Stiftzeichnungen: 1. einen Mann, der in Begleitung von Frau und Kind in den Krieg zieht, 2. der Kadett wird zu Kanonenfutter gedrillt, 3. das Grab des gefallenen Soldaten mit seinem jammernden Hund. Für mich sind sie zum Symbol des absoluten Kriegswahnsinns geworden.
  2. 1918 war das Ende eines deutschen Familiendramas, in dem mein Vater seine beiden Brüder Wilhelm (22) und Heinrich (23) verlor. Mein Vater ist diesem traurigen Schicksal entgangen. Er trat 1918 in den Dienst ein und war noch in der Grundausbildung. Die Kriegserfahrung muss einen großen Einfluss auf sein Leben gehabt haben. Er verabscheute jegliche Form von Gewalt und war in unserer Familie mit 8 Kindern ein echter Friedensstifter.

Die Kriege, die die Welt seit 1918 erlebt hat, hatten nur Verlierer. Wir lernen heute, dass jede Form der Konfliktlösung in der Welt nur durch Dialog und gegenseitigen Respekt gelöst werden kann, wobei für alle Beteiligten nach echten Lösungen gesucht wird.

Dies ist die Herausforderung für alle Rotarier weltweit in ihrem persönlichen und öffentlichen Leben.

Helena De Wolf, RAC Zottegem, Länderbeauftragter Rotaract für Belgien im ERIC

  1. Der Jahrestag des Endes des Ersten Weltkrieges dient als Weckruf. Um mich daran zu erinnern, dass Krieg jederzeit möglich ist. Dass wir privilegiert sind, die Schule zu besuchen, zu arbeiten, zu reisen und dass wir Glück haben, eine Stimme zu haben.
  2. Wir können lernen, diese Stimme einzusetzen, um weiter für den Frieden zu kämpfen. Rotaract gibt uns die Möglichkeit, etwas zu verändern und die Menschen dazu anzuregen, Gutes zu tun! Lasst uns weiter zusammenarbeiten und die Welt zu einem besseren Ort machen.

GROSSBRITANNIEN

Gary William Dancer, DG, RC Yardley & Sheldon

  1. Das hundertjährige Kriegsende hat für mich eine persönliche Bedeutung, weil ich drei Urgroßväter hatte, die im Krieg gekämpft haben. Einer starb, als sein Sohn zwei Jahre alt war, was bedeutete, dass mein Großvater seinen Vater nie kannte. Einer der anderen erlitt eine Giftgasverletzung und verbrachte den Rest seines Lebens mit schweren Lungenproblemen, Atemnot und der sogenannten posttraumatischen Belastungsstörung. Der dritte wurde durch Schrapnell verwundet und trug für den Rest seines Lebens ein steifes Lederkorsett.
  2. Die Lehre ist, dass Krieg nicht glorreich ist, dass er das Leben von Generationen ruiniert und oft ganze Familien zerstört. Wir müssen lernen, dass wir trotz der Spaltungen, die einige Politiker und religiöse Führer vertreten, alle gleich sind. Das ist es, was Rotary so besonders macht: Es bringt Menschen in einem Geist der Freundschaft und Zusammenarbeit ohne Grenzen zusammen. Dies ist von unschätzbarem Wert – und in einer zunehmend gespaltenen Welt unersetzlich.

AUSTRALIEN

Ian H. S. Riseley, RI-Präsident 2017/18, RC Sandringham, Victoria

Es war mir eine Ehre, zum Anzac-Tag (25. April) 2018 in die Region Picardie in Nordfrankreich eingeladen zu werden, an den Gedenkfeiern zum einhundertsten Jahrestag einer entscheidenden Schlacht im Ersten Weltkrieg teilzunehmen. Die Rotary Governors aus Frankreich erkannten die Bedeutung einer solchen Gelegenheit für einen Präsidenten von Rotary International aus Australien und arrangierten freundlicherweise den Besuch.

Die Stadt Amiens wurde mit den Flaggen der alliierten Länder geschmückt, deren Truppen vor 100 Jahren hier gekämpft hatten. Die herzliche Begrüßung, die wir überall bekamen, sprach für die starke Beziehung zwischen Australien und Frankreich in diesen schwierigen Zeiten.

Es ist jedoch traurig, dass es solch einen schrecklichen Verlust an Leben gekostet hat, um endlich eine Verbindung der Zuneigung herzustellen.

In der Stadt Villers-Bretonneux wurden nach dem Krieg Schulen gebaut, deren Geld hauptsächlich von australischen Schulkindern aufgebracht wurde. Das Schild einer Schule mit der Aufschrift „Do Not Forget Australia“ war besonders bewegend für mich.

In der kalten und feuchten Morgendämmerung von Anzac, als ich im Auftrag von Rotary am Australischen Nationaldenkmal in Villers-Bretonneux einen Kranz niederlegte, konnte ich nicht anders als darüber nachzudenken, ob all die bewaffneten Konflikte, die wir ständig auf der ganzen Welt sehen, notwendig und vertretbar sind.

Rotarys Programme im Bereich Friedens- und Konfliktverhütung und Konfliktlösung sind eine wichtige Investition für das Wohlergehen der Menschen auf der ganzen Welt und verdienen unsere ständige Unterstützung.

 

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