Sklaverei ist durchaus nicht ein Relikt der Geschichte: 35 Millionen Menschen sind heute weltweit versklavt – und das unter den Augen der Weltöffentlichkeit. Schätzungsweise 150 Milliarden US-Dollar beträgt der jährliche Profit von Menschenhändlern. Und der Menschenhandel – ob für die Arbeit in Minen, auf Feldern oder in der Prostitution – ist brutaler und weiter verbreitet denn je.

Children in Sumpango, Guatemala, carry clean laundry from the public pila where they do their wash.
Millionen von Menschen werden für Geld gefangen gehalten. Massenfluchten, Armut, Katastrophen und Kriege schaffen die Bedingungen dafür, ungeschützte Kinder und Erwachsene auszubeuten und zu missbrauchen. Keine Nation, keine Nachbarschaft ist immun dagegen. Sklaverei und Menschenhandel ist überall illegal, doch geschieht es wahrscheinlich genau in diesem Moment ganz in Ihrer Nähe. Dennoch war noch nie die Chance besser, Gewalt gegen die, die sich keine Gerechtigkeit leisten können, aufzuhalten. Denn die Rechtsgrundlagen gegen Sklaverei bestehen heute in jedem Land der Erde – sie werden nur nicht stringent durchgesetzt.
Gary Haugen ist CEO der International Justice Mission. Der ehemals im Auftrag der UNO tätige Menschenrechtsanwalt gründete die humanitäre Organisation 1997, um die alltägliche Gewalt, die die Ärmsten der Welt besonders in Entwicklungsländern betrifft, anzugehen. Seitdem konnte IJM Millionen Menschen helfen, 28.000 Menschen wurden direkt aus Sklaven- oder Zwangsarbeitsverhältnissen befreit. Die Organisation hat 17 Außenbüros und arbeitet mit örtlichen Ermittlern zusammen, um Gewaltopfer zu retten und zu unterstützen, eine Strafverfolgung durchzusetzen und Gewalttäter zur Verantwortung zu ziehen.
In seinem 2014 erschienen Buch: The Locust Effect: Why the End of Poverty Requires the End of Violence (deutscher Titel: Gewalt: die Fessel der Armen) argumentiert Haugen, dass humanitäre Einsätze und Fortschritte im globalen Kampf gegen die Armut wenig bedeuten, solange nicht eine sichere Rechts- und Lebenssituation für die Menschen geschaffen wird. Es ist die alltägliche Gewalt, sexuelle Gewalt, polizeiliche Willkür, Landraub, Zwangsarbeit, die den Armen jede Chance raubt, ihre Lebenssituation zu verändern.
In einem Interview mit Sallyann Price von The Rotarian am Rande der Convention in Seoul 2016 betonte Gary Haugen auch, dass viele hilfsbereite Menschen davor zurückschrecken, helfend einzuschreiten, wenn Gewalt im Spiel sei. Dabei seien gerade Rotarier ein großer Hoffnungsträger:
„Rotary hat mit dem Beispiel Polio vorgemacht, wie man sich auf ein globales Problem konzentrieren kann, das einfach nicht mehr bestehen sollte. (…) Rotarier haben gezeigt, welche Konzentration und Entschlossenheit notwendig ist, um den Kampf zu gewinnen.“
Die rotarische Aktionsgruppe Rotarian Action Group Against Slavery klärt mit ihren Programmen, Kampagnen und Projekten über modernen Menschenhandel auf. Zu der Gruppe gehören 1.600 Mitglieder in 65 Ländern, die Clubs in aller Welt in ihrem Engagement unterstützen. Information über die Aktionsgruppe gegen den Menschenhandel finden Sie bei ragas.online.
Gary Haugen wird auch auf der Convention in Atlanta referieren. Einen Vortag von ihm finden Sie auch hier
Das volle Interview mit Sallyann Price finden sie auf der Rotary Website.