
Iryna Bushmina, Distrikt 2232 (Ukraine) Rotaract-Vertreterin

Iryna Bushmina, Rotaract-Mitglied aus der Ukraine
Ich verließ Kiew in den ersten Stunden des Krieges. Meine Schwester, ihr Mann, ihr drei Monate altes Baby und eine Katze waren im Auto. Als wir die Grenze erreichten, durften Männer das Land bereits nicht mehr verlassen, also fuhr ich mit meiner Schwester und meinem kleinen Neffen weiter. Wir waren fünf Tage im Auto unterwegs, sechs Tage, bis wir in Wien ankamen.
Dreimal übernachteten wir in verschiedenen Ländern. Das waren keine Hotels, sondern Häuser von Rotary- und Rotaract-Familien. Früher habe ich nur gesagt, dass Rotary International eine große Familie ist, jetzt glaube ich es wirklich. Und ich bin überzeugt, dass dies eine Familie ist, die zu dir steht. Das sind für mich keine schönen Worte mehr, das ist Realität.
Hilfe mobilisieren
Ich saß noch im Auto, als mir die Idee kam, Rotaract Europa zu mobilisieren. Mir wurde klar, dass ich nicht die Einzige war, die Hilfe und Unterstützung brauchte. Meine Schwester saß am Steuer, und ich hatte die Hände frei. Ich begann, alle Chats, die ich kannte und in denen es Rotaract-Mitglieder gab, über die Situation in der Ukraine zu informieren. Viele Rotaract-Mitglieder haben sofort geantwortet. Die Leute gründeten sofort Gruppen mit unterschiedlicher Ausrichtung und halfen mir, sie zu leiten. Es waren keine perfekt durchdachten Projekte, aber es waren Projekte, die vom ersten Tag an funktionierten.
Rotaract reagierte sehr schnell, und mir wurde klar, dass wir umgehend mit kleinen Projekten beginnen mussten, um Rotary- und Rotaract-Mitgliedern aus der Ukraine zu helfen, Unterkünfte in anderen Ländern zu finden. Inzwischen ist das Projekt gewachsen, und wir helfen vielen Ukrainer/innen, zum ersten Mal ein neues Zuhause zu finden. Wir haben mehr als 2.000 Gastfamilien für die Aufnahme von Flüchtlingen gefunden.
Zuschauen zu müssen, schmerzt am meisten
Die Anfragen, die wir bearbeiten, reichen von Hilfe bei der Umsiedlung über die Suche nach einer Unterkunft bis hin zu anderer humanitärer Unterstützung. Im Moment gibt es eine große Anfrage nach Hilfe für die Verteidigungskräfte in Form von Helmen, Wärmebildkameras, Schutzwesten und ähnlichem.
Einige Städte bitten um einfache Dinge – Lebensmittel und Wasser. Und das ist es, was am meisten schmerzt. Vor allem, wenn wir alle wissen, dass die russische Armee uns daran hindert, humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung zu leisten, und dass diese an Hunger und Dehydrierung stirbt.
Allein in meinem internationalen Team sind mehr als 100 Personen und im ukrainischen Team etwa 50 Personen. Ich weiß nicht genau, wie viele Rotaract-Mitglieder sich an der Hilfe für die Ukraine beteiligen. Jedes Land hat seine eigenen Projekte. Manche Clubs organisieren die Hilfe auch separat. Manche engagieren sich mehr, manche weniger, aber selbst der kleinste Beitrag ist wertvoll und kann Leben retten.
Wir arbeiten in vier Richtungen
- Verbreitung wahrheitsgemäßer Informationen über die Situation in der Ukraine
- Vermittlung von Unterkünften und Gastgebern für Ukrainer/innen auf der Flucht
- Sendung humanitärer Hilfe
- Finanzielle Unterstützung für diejenigen, die sie brauchen
Nicht alle Menschen schreiben oder drücken ihre Dankbarkeit aus. Aber um ehrlich zu sein, erwarte ich das nicht. Nach dem, was diese Menschen durchgemacht haben – die Angst, den Stress, drei bis vier Tage an der Grenze zu verbringen – brauchen wir keine Danksagungen. Wir müssen nur dafür sorgen, dass diese Menschen in Sicherheit sind und dass sie das bekommen, was sie zum Überleben und zur Hilfe für andere brauchen.
Die Rotary Foundation hat einen Kanal für direkte humanitäre Hilfe für die Region Ukraine eingerichtet.
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