
Blogpost-Autor Samson Tesfaye Woldetensaie wurde im Juli 2015 zum internationalen Vertreter von Rotary bei der Afrikanischen Union und der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Afrika ernannt.
Von Samson Tesfaye Woldetensaie, ehemaliger Assistant Governor des Rotary-Distrikts 9212, Addis Ababa, Äthiopien
In meinem Club, dem Rotary Club Addis Abeba Central-Mella, arbeiten wir derzeit an einem Wasserprojekt zur Entwicklung und zum Bau von Brunnen in 24 ländlichen Gemeinden im Süden Äthiopiens. Die von uns gesammelten Daten haben uns geholfen, die Bedarfe des Gemeinwesens zu ermitteln und den besten Weg zu finden, diese zu decken.
Ziel dieses Projekts ist es, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern, die keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, sowie die täglichen Abläufe effizienter zu gestalten, sobald sauberes Wasser in der Nähe zugänglich ist. Die Menschen in diesen Gemeinwesen müssen oft weite Strecken zurücklegen, um eine Wasserquelle zu erreichen und meistens ist das Wasser dort schmutzig und durch Krankheitserreger verunreinigt.
Prozess der Bedarfsanalyse
Am Anfang eines jeden Rotary-Projekts steht eine Bedarfsanalyse, die sich mit den Versorgungslücken und Bedarfen in einem bestimmten Gemeinwesen befasst. Über die Bedarfe eines bestimmten Gemeinwesens werden wir oft von lokalen Nichtregierungsorganisationen (NROs), die in diesem Gebiet tätig sind, von regionalen Regierungsstellen oder von den Menschen vor Ort informiert.
Für unser aktuelles Projekt, an dem wir mit dem Rotary Club Northwest Austin und anderen lokalen und internationalen Partnern zusammenarbeiteten, kam die Information von einer lokalen NRO. Wir besuchten das Gebiet, um mehr zu erfahren, um uns selbst ein Bild zu machen und um mit Gemeindevertreter/innen und Beteiligten zu sprechen. Wir erlebten aus erster Hand, wie Frauen und Kinder täglich etwa 3 Stunden mit dem Wasserholen beschäftigt sind. Die Zeit, die die Kinder mit dem Wasserholen verbringen, könnten sie sonst für den Besuch der Schule, für außerschulische Aktivitäten oder für die Erledigung von Hausarbeiten nutzen.
Komplexe Probleme
Die Bewohner/innen des Projektgebiets teilen das Problem der meisten ländlichen Gebiete Äthiopiens: fehlender Zugang zu sauberem Wasser. Oft fehlen ihnen Informationen über gute Hygienepraktiken und der Zugang zu sanitären Einrichtungen. Dadurch werden durch Wasser übertragene Krankheiten wie Magenprobleme, Durchfall und Typhus begünstigt. Vielfach gibt es auch keine Gesundheitsversorgung in der Nähe, sodass die Bewohner/innen weite Strecken zurücklegen müssen, um Einrichtungen aufzusuchen, in denen die Kosten für eine medizinische Behandlung sehr hoch sind.
Dies sind alles entscheidende Punkte, die uns helfen, die Probleme dieses Gebiets zu verstehen.
Datenerhebung
Um Daten zu sammeln, beobachten wir zunächst. Wir schauen uns zum Beispiel die Wasserstelle an, beobachten, wie die Menschen dort Wasser holen, und begleiten sie dann, um festzustellen, wie lange sie dafür brauchen. Die andere sinnvolle Methode sind Interviews. Wir erkundigen uns, wer die Gemeinde am Laufen hält. Normalerweise sind das die Frauen, denn sie sind diejenigen, die das Wasser holen.
Wir führen selektive Interviews aus verschiedenen Perspektiven durch. Wir fragen, welche Personen besonders einflussreich oder beliebt sind oder wer die örtlichen Behörden leitet. Wir versuchen, Menschen aus den verschiedenen Teilen des Gemeinwesens zu befragen. Wir verwenden die von Rotary International bereitgestellte Vorlage für unsere Bestandsaufnahme im Gemeinwesen. Sie deckt die meisten unserer Fragen ab, aber manchmal müssen wir sie etwas anpassen.
Zusammenarbeit mit spezialisierten Partnerorganisationen

Beispiel für Wasserprojekte auf anderen Kontinenten: Ein mit Müll verschmutzter Bach, der von Bewohnern im Norden Karachis, Pakistan, genutzt wird. Im Rahmen einer jahrzehntelangen Partnerschaft zwischen Rotary Clubs und Coca Cola Pakistan wurden in Karatschi Wasserfilteranlagen installiert. Rotary-Mitglieder arbeiteten auch mit dem Gemeinwesen zusammen, um Hygieneschulungen durchzuführen und die Gemeindemitglieder zu schulen, wie sie die Anlagen bedienen und warten können, um die Nachhaltigkeit zu gewährleisten. 25. Oktober 2021.
Wir tauschen unsere Erfahrungen mit verschiedenen Partnern und Interessengruppen aus. So hilft uns beispielsweise die Zusammenarbeit mit einer lokalen oder internationalen NRO, die sich mit Wasser befasst, bei der Ausarbeitung eines erfolgreichen Plans. Diese NROs haben ihre eigenen Erfahrungen und Kapazitäten. Wir haben ein Auge auf alles und stellen sicher, dass die Dinge korrekt ablaufen. Das Einholen von Fachwissen ist jedoch unerlässlich.
Wir geben unsere Erfahrungen mit den verschiedenen Wasserprojekten, die wir durchgeführt haben, regelmäßig an andere Rotary Clubs in Äthiopien weiter. Einige haben sich an uns gewandt, um zu erfahren, wie man ein Projekt erfolgreich durchführt.
Bewertung der Wirkung durch Fakten
In einem anderen Teil von Äthiopien haben wir vor zwei Jahren ein Wasserprojekt abgeschlossen. Ein paar Monate später schauten wir uns den Brunnen selbst an; er funktionierte und wurde von der Gemeinde genutzt. Wir sprachen mit den Kindern, und sie sagten, dass sie nicht mehr in der Schule fehlen, weil das Wasser jetzt leicht verfügbar ist und sie nicht mehr so lange beim Wasserholen anstehen müssten. Die Gesundheitsberaterin aus der Region hatte uns zuvor berichtet, dass in dieser Gegend jeden zweiten Tag jemand erkrankte. Seitdem es den Brunnen gibt sei nach ihrem Wissen jedoch niemand mehr an durch Wasser übertragenen Krankheiten erkrankt.
Das ist die Wirkung, die wir in dem Gemeinwesen erzielt haben. Wir haben den Wasserhahn und das saubere Wasser mit eigenen Augen gesehen und haben von dem Wasser selbst getrunken. Die ganze Mühe hat sich also gelohnt. Das ist es, worum es bei Rotary geht. Wir tun etwas und verändern damit das Leben von anderen Menschen.
Samson Tesfaye Woldetensaie ist zertifizierter Manager mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in den Bereichen Kommunikation, Veranstaltungsorganisation und Projektkoordination. Er hat in privaten und internationalen Organisationen sowie bei den Vereinten Nationen gearbeitet und war Inhaber eines eigenen Unternehmens. Heute ist er als Berater bei der Weltbankgruppe tätig. Samson Tesfaye Woldetensaie trat Rotary 2002 als Rotaract-Mitglied bei und wurde 2008 Gründungspräsident des Rotary Clubs Addis Abeba Central-Mella. Als ehemaliger Assistant Governor wurde er im Juli 2015 zum internationalen Vertreter von Rotary bei der Afrikanischen Union und der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Afrika ernannt.