Training zur Inklusion von Kindern mit Sehbehinderung

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Lehrerinnen aus São Paulo, Brasilien, Lernen den Umgang mit Braille-Schreibmaschinen bei einem Workshop zum Unterricht für Kinder mit Sehbehinderungen

Von Aurea Dos Santos, Kommunikationsspezialistin von Rotary International

Wie kann ein Kind mit Sehbehinderung in das Bildungssystem integriert werden, wenn die Lehrer nicht für den Umgang mit diesen Behinderungen ausgebildet sind? Das Ziel dieses Projekts war, die Zahl der Fachkräfte mit diesem Wissen in der brasilianischen Mega-City São Paulo zu erhöhen und diesen Kindern das Lernen zu ermöglichen. Rotary und die Dorina Nowill Foundation für Sehbehinderte gingen dabei eine wichtige Partnerschaft mit dem Titel „Capacitating to Include“ (Kompetenzausbau für mehr Einbindung) ein.

Das vom Rotary Club São Paulo-Liberdade mit Unterstützung des Rotary Clubs Fujinomiya aus Japan durchgeführte Projekt investierte zwischen April und Mai 2019 30.379 US-Dollar in die Ausbildung von 169 Lehrkräften. Die Lehrer/innen, die überwiegend aus öffentlichen Schulen in São Paulo stammen, lernten, wie sie die Bedingungen für das optimale Lernen jedes einzelnen Kindes im Klassenzimmer ermitteln.

Was bedeutet sehbehindert?

„Die Lehrer/innen lernten zu erkennen, ob die Schüler/innen die Tafel sehen können oder nicht, wie groß die Buchstaben sind, die sie sehen können, wie die Beleuchtung ist, was verschiedene Entfernungen für sie bedeuten, und wie sich die Sehschwäche auf die Kinder auswirkt und wie sie verschiedene Hilfsmittel einsetzen können, um ihnen das Lernen zu ermöglichen“, erklärt Eliana Cunha, Koordinatorin für integrative Bildung bei der Dorina Nowill Foundation.

Im Rahmen des Projekts wurden Lehrer/innen aus Kindergärten und Grundschulen in vier Workshops z. B. im Umgang mit dem Braille-Schriftsystem geschult, das für Menschen mit Sehbehinderung entwickelt wurde, sowie mit verschiedener Ausrüstung für sehbehinderte Kinder. Als sehbehindert gelten Menschen, die auf ihrem besseren Auge weniger als 30 % der Sehkraft haben, selbst wenn sie alle möglichen klinischen Verfahren zur Verbesserung der Sehkraft durchlaufen haben.

Kaum Fachkräfte für Sehbehinderung in Brasilien

Joselito Felipe, Mitglied des Rotary Clubs São Paulo-Liberdade, erzählt, dass ein anderes Clubmitglied die Arbeit der Dorina Nowill Foundation gut kannte und ein gemeinsames Projekt vorschlug. So entstand eine Partnerschaft für die Qualifizierung der Lehrkräfte, die unter anderem die Anschaffung mehrerer spezieller Ausrüstungsgegenstände wie eines Druckers in Blindenschrift, elektronischer Lupen, Brillen und den Druck von Handouts vorsah.

Die Ausbildung von Lehrkräften für den Umgang mit sehbehinderten und sehschwachen Kindern ist von grundlegender Bedeutung, damit diese Kinder in Regelschulen aufgenommen werden können. „In Bezug auf Behinderungen gibt es für Sehbehinderungen die wenigsten Fachleute in Brasilien“, sagt Eliana Cunha. Da es nur wenig qualifiziertes Fachpersonal auf diesem Gebiet gibt, ist es noch schwieriger, dieses Wissen an die Lehrer/innen weiterzugeben.

Mangel an Ressourcen

Eine Teilnehmerin hält sich eine Brille mit gelben Gäsern vor die Augen

Eine Workshop-Teilnehmerin probiert ein optisches Hilfsmittel aus

„In den Pädagogikkursen werden zwar Themen zur inklusiven Bildung behandelt, aber sie reichen nicht aus, um die praktischen Anforderungen im Klassenzimmer zu erfüllen“, erläutert Célia Gillio, verantwortlich für Fundraising und für die Partnerschaften der Fundação Dorina Nowill. „Eltern brauchen oft lange, um herauszufinden, dass ihr Kind sehbehindert ist, und der Workshop hilft den Lehrer/innen, die Anzeichen zu erkennen“, betont sie.

Laut Eliana Cunha sind die größten Schwierigkeiten, die die teilnehmenden Lehrer/innen nannten, auf den Mangel an Ressourcen und Materialien zurückzuführen. Im Allgemeinen wissen sie nicht, wie sie die vorhandenen Materialien und die Umgebung im Klassenzimmer an Lernende mit Sehbehinderung anpassen können.

Partnerschaft mit Rotary ermöglicht das Training

Das von der Dorina Nowill Foundation in Zusammenarbeit mit Rotary angebotene Training zielt darauf ab, diese Probleme abzumildern. In den Workshops wurden beispielsweise Themen wie Anatomie und Physiologie der Augen, Umweltanpassungen und optische, technische sowie pädagogische Hilfsmittel behandelt. Außerdem wurden auch Faktoren besprochen, die den Erwerb des Braille-Lesens und -Schreibens behindern.

„In diesem Bereich mangelt es an Fachleuten, die unterrichten können. Deshalb sind Partner für uns so wichtig, denn sie machen die Schulungen erst möglich. Dank Rotary konnten wir die Kurse vorbereiten und den Lehrer/innen damit eine qualitativ hochwertige Ausbildung kostenlos anbieten“, resümiert Eliana Cunha.

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