
Die Syrerin Amira mit 2 ihrer 8 Kinder vor einem Zelt von ShelterBox. Sie musste vor Bombenangriffen aus ihrem Dorf fliehen.
Von Victoria Ifould, International Giving Officer, ShelterBox – ShelterBox ist Rotarys Partner im Bereich Katastrophenhilfe.
Die Syrien-Krise war die größte und nachhaltigste Hilfsaktion in der Geschichte von ShelterBox. Seit unserer ersten Maßnahmen in Bezug auf die Krise im Dezember 2012 hat ShelterBox mehr als 400.000 Menschen unterstützt und sie mit lebenswichtigen Hilfsgütern versorgt – von Zelten bis hin zu warmer Winterkleidung. Und auch jetzt noch brauchen die Menschen dort unsere Hilfe.
Im Laufe der Jahre ist Syrien aus den Hauptnachrichten verschwunden. Doch dank der kontinuierlichen Unterstützung von Rotary und Rotaract Clubs auf der ganzen Welt konnte ShelterBox weiterhin mit lokalen Partnern zusammenarbeiten und Familien helfen. Denn auch zehn Jahre nach Ausbruch des Konflikts besteht der Bedarf an Notunterkünften weiter, da Familien durch erneute Auseinandersetzungen aus ihren Häusern vertrieben werden. Bestehende Unterkünfte müssen nach jahrelanger Nutzung repariert werden.
Über 12 Millionen Menschen wurden in Syrien vertrieben
Wenn über den Syrien-Konflikt berichtet wird, stehen oft Zahlen und Statistiken im Mittelpunkt der Schlagzeilen. Seit 2011 wurden in Syrien 12,3 Millionen Menschen vertrieben. Es kann für uns schwierig sein, solche Zahlen in einen Kontext zu stellen und wirklich zu verstehen, welche Auswirkungen dieser Bürgerkrieg auf das Leben der Menschen hat. Es ist wichtig, dass wir die Geschichten hinter dieser Statistik erzählen und die Erfahrungen derjenigen zum Leben erwecken, die zehn Jahre Gewalt und Elend erlebt haben.
Die Geschichte von Amira ist eine davon. Amira musste mit ihren acht Kindern aus ihrem Dorf fliehen, als Bomben ihr Haus und ihre Nachbarschaft zerstörten. Sie marschierten zu Fuß in ein Vertriebenenlager im Nordosten Syriens. Sie übernachteten in Autos und waren auf die Gastfreundschaft und Freundlichkeit von Fremden angewiesen. Bis es Amira gelang, ein kleines Zelt zu erstehen.

Amira und 2 ihrer Kinder freuen sich über warme Decken aus einer großen grünen Kiste, der ShelterBox.
Bitterkalte Winter und kaum Geld für das Nötigste
Das Leben gestaltete sich schwierig für Amira und ihre Kinder, als sie im Lager ankamen. Sie waren fremd, an einem ihnen unbekannten Ort mit schlechten Lebensbedingungen, und hatten Mühe, sich in den bitterkalten syrischen Wintern warm zu halten. Aufgrund der hohen Inflation reichte das wenige Geld, das Amira noch hatte, nicht aus, um Lebensmittel oder notwendige Gebrauchsgegenstände wie Töpfe und Pfannen zu kaufen.
Obwohl die Familie dankbar ist, dem Krieg entkommen zu sein, vermissen sie das Leben in ihrer früheren Heimat. Wenn Familien vertrieben werden und durch ihre Erlebnisse traumatisiert sind, ist es von unschätzbarem Wert, einen Ort zu haben, den sie ihr Zuhause nennen können. ShelterBox unterstützte Amira und ihre Familie in Zusammenarbeit mit dem lokalen Partner Bahar mit einem großen Zelt und einer ShelterBox, gefüllt mit Wasserbehältern, Decken, einem Küchenset, Solarlichtkabel, Planen und Matratzen zum Schlafen.
„Wir sind traurig und weinen um unser Dorf und unser Haus. Wir hatten eine Kuh und verkauften Milch, um etwas Geld zu verdienen, und das Leben war schön, aber jetzt gibt es nichts mehr. Es ist ein schlimmes Gefühl, wenn ein Mensch sein Zuhause verliert, seine Erinnerungen und die Orte, an die er gewöhnt war.“
Ein Stück Zuhause dank der Hilfe von ShelterBox
Jetzt, wo sich Amira und ihre Familie im Lager eingelebt haben, können sie endlich wieder ein Gefühl für ein normales Familienleben entwickeln. „Amana und Iman gehen zur Schule, und der Rest der Kinder spielt im Zelt und hilft mir bei der Hausarbeit. „In unserem Leben gibt es nichts Wichtigeres als ein Zuhause.“

Viele Häuser in Syrien sind wie hier im Bild zerbombt und unbewohnbar. Den vertriebenen Bewohnern bringt ShelterBox per Laster Zelte und eine Grundausstattung an Decken, Kochtöpfen und anderen Gebrauchsgegenständen.
Amiras Geschichte ist eine Geschichte von Hoffnung und Durchhaltevermögen im Angesicht von zermürbender Zerstörung und Verlust. Ihre Hoffnung für die Zukunft ist, dass Syrien zur Normalität zurückfindet und ihre Familie in ihr Dorf zurückkehren kann.
Zwar sind die Berichte von Großoffensiven und Kämpfen aus den Nachrichten verschwunden, doch das politische Patt lässt die Zukunft ungewiss erscheinen. Noch immer leiden Millionen vertriebener Syrer unter anhaltenden Auseinandersetzungen, die die fragile Stabilität ihres Alltags jeder Zeit wieder zerstören können. Eisige Winter, Überschwemmungen, die die Notunterkünfte wegspülen, eine sich verschärfende Finanzkrise und die neue Bedrohung durch das Coronavirus – all das schafft noch mehr Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt.
Unterstützung weiterhin nötig
Im letzten Jahr haben wir angesichts der COVID-19-Pandemie alle am eigenen Leib erfahren, wie erstaunlich stark und widerstandsfähig wir Menschen sind. Bei einer Podiumsdiskussion über unsere Arbeit in Syrien wurden die Diskussionsteilnehmer gefragt, wie sie bei all dem positiv bleiben. Jack, unser Einsatzkoordinator, der für unsere Arbeit in Syrien verantwortlich ist, hat mit seiner Antwort den Nagel auf den Kopf getroffen. „Wir müssen einfach positiv bleiben, weil die Familien, die wir unterstützen, ihre Hoffnung auch nie aufgeben. Ihr Durchhaltevermögen ist inspirierend.”
Mehr über die Arbeit von ShelterBox, seinen Partnern und ihrer Hilfe für Familien in Syrien: https://www.shelterbox.org/where-we-work/syria/#helping
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Kontakt: rotaryrequest@shelterbox.org