Von lic.iur. Jörg M. Haas, Präsident Rotary Club Berlin Platz der Republik, Stv. Bundes-K-Beauftragter des DRK (Deutsches Rotes Kreuz) & Leiter DRK Führungs- und Lagezentrum bzw. Sonderstab Covid-19
Als der Sars-CoV-2 Virus im Dezember 2019 auf einem Markt in Wuhan / China vom Tier auf den Mensch übersprang, war noch nicht absehbar, dass sich daraus die weltweite Covid-19 Pandemie entwickeln würde. Als sich Ende Januar 2020 während einem deutsch / chinesischen Geschäftsmeeting in München die ersten Bürger in Deutschland bei einer chinesischen Geschäftspartnerin mit Sars-CoV-2 antsteckten, dachte man noch, man könne die Ausbreitung von Covid-19 durch eine strikte Quarantäne in Deutschland verhindern. So entstanden die drei „Zentralen Einrichtungen“ Germersheim, Berlin-Köpenick und Kirchheim u.T. Und heute?
Längst ist klar, dass die Ausbreitung von Sars-CoV-2 sich nicht mehr verhindern lässt, dass das übliche „Contact-Tracing“ – die Rückverfolgung sozialer Kontakte von infizierten Personen – nicht mehr ausreicht, die Fallzahlen auf einem für das Gesundheitssystem bewältigbaren Level zu stabilisieren. Wir wissen, dass bis 70 % der Bevölkerung in Deutschland am Ende der Pandemie mit Sars-CoV-2 infiziert (gewesen) sein werden. „Social Distancing“ soll nun die Intensivstationen vor dem Kollaps schützen, dem Virus die Möglichkeit nehmen, sich zu rasch ausbreiten zu können. Das ist das Ziel der Maßnahmen.
Social Distancing
Kontaktverbote bis hin zu Versammlungsverboten über 2 Personen und weitreichende Schließungen von Geschäften sollen das „Social Distancing“ unterstützen – wobei „soziale Distanz“ auf den körperlichen Sicherheitsabstand von 2 Metern und nicht auf emotionale Distanz gemünzt ist.
Geschlossene Läden verändern auch das soziale Umfeld, z. B. werden Einkaufswege länger. Diese Maßnahmen treffen damit die am meisten gefährdeten Gruppen der über 60-Jähigen und/oder chronisch Vorerkrankten, tägliche Einkaufsgänge können so plötzlich nicht nur zur phsysischen, sondern auch psychischen Herausforderung werden. Diese Gruppen suchen – den Empfehlungen des Robert Koch Instituts folgend – Schutz in der eigenen Wohnung.
Hands-on-Projekt Einkaufservice
Hier setzt das Hands-on-Projekt einkaufservice@rotaryrotaract.de an: Der Rotary Club Berlin-Platz der Republik ist nicht nur nach der Charter ein junger Club, sondern auch mit seinem relativ jungen Altersdurchschnitt seiner Mitglieder außerhalb der Risikogruppe. Gemeinsam mit dem Rotaract Club Berlin International beschlossen wir noch am gleichen Wochenende des 14./15. März 2020, als klar war, dass das Kontaktverbot und die Ausgangsbeschränkungen auch in Berlin behördlich in Kraft gesetzt werden, das Projekt. Innerhalb eines Tages wurden die organisatorischen Rahmenbedingungen für das Projekt geschaffen. Ein Flyer zur Information der Zielgrupppe wurde entworfen, ein Ablauf einer Einkaufaktion mit gefahrloser Übergabe für beide Seiten entwickelt sowie mit Infektiologen abgestimmt und die E-Mail-Adresse eingerichtet.
Für das Hands-on-Projekt fand sich schnell eine Koordinierungszelle aus 5 Mitgliedern beider Clubs und schon zu Beginn des Projekts fanden sich 23 Mitglieder aus beiden Clubs, die sich zu Einkaufs- und Botengängen bereiterklärt hatten. Die Projektgruppe – ganz den Umständen angepasst – trifft sich übrigens von Anfang an online zu ihren wöchentlichen Besprechungen. Da viele Angehörige der besonders vulnerablen Gruppen in einem Alter sind, in dem sie aus persönlichen Gründen keinen oder kaum Zugang zu Social Media und E-Mail finden, habe wir extra für dieses Projekt auch eine eigene Hotline-Nummer geschaltet, um sicherzustellen, dass man die Koordinierungszelle auf jeden Fall erreicht.
Nicht nur von den durch das Projekt direkt unterstützten Angehörigen besonders vulnerabler Gruppen wird es als eine sehr positive Aktion wahrgenommen: Schon beim Aufhängen der Flyer in den Fluren und Hauseingängen bekommt man öfters ein freudiges „Danke“ von den Hausbewohnern aller Altersgruppen. Auf der Straße wird man um einen Flyer gebeten, weil man ihn vorher schon an einer Eingangstür gesehen hat – Hilfsbereitschaft wird plötzlich in der Gesellschaft wahrgenommen. Der Rotary Club Berlin-Platz der Republik und der Rotaract Club Berlin International haben aber nicht nur die besonders vulnerablen Gruppen fest im Blick, sondern auch Beschäftigte im Gesundheitssystem und im Bevölkerungsschutz, denen sie mit dieser Unterstützung ein klein wenig Entlastung in schwieriger Zeit anbieten.
Erfahren Sie mehr über den Einkaufservice
Hier finden Sie Informationen zum Ablauf des Einkaufservice
Das Clubleben geht online weiter
Doch Rotary ist auch eine von Covid-19 „eigenbetroffene Organisation“, wie man im professionellen Krisenmanagement bezeichnet. Für einen jungen Rotary Club wie den RC Berlin-Platz der Republik stellt die Situation also auch eine besondere Herausforderung dar. Gerade aus der Sicht des Krisenmanagements ist es auch in solchen Lagen wichtig, dass um jedes Stück Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Normalität gerungen wird. Menschen sind soziale Wesen, die den sozialen Kontakt für das Leben genauso brauchen, wie Nahrungsmittel oder Sauerstoff.
Ein Rotary Club ist wie jeder andere Verein zunächst mal ein Puzzelteil der sozialen Landschaft, in die jeder von uns eingebettet ist. Dieser strukturierte Alltag gibt uns das Gefühl von Sicherheit. Es war und ist aus dieser Verantwortung heraus deshalb völlig undenkbar, dass Clubleben gänzlich einzustellen. Kannten wir schon vorher regelmäßig das „Hybrid-Meeting“ – ein normales Präsenz-Meeting, das aber im Internet übertragen wird und an dem man auch online interaktiv teilnehmen kann, so mutierten wir unmittelbar zu Beginn der Ausgangsbeschränkungen vorübergehend zum Online-Club-Meeting. Ausschüsse und auch Board-Meetings finden ausschließlich online statt, ABER sie finden wie geplant statt.
Den Ablauf der Meetings haben wir nach den Regularien und vor dem Programm um den Punkt „Update Covid-19“ ergänzt. Im praktischen Umgang mit Covid-19 erfahrene Medizinerinnen und Mediziner stellen sich nach einem kurzen Impulsvortrag jeweils den Fragen der Mitglieder zu Covid-19. So mussten wir wegen Covid-19 keine Clubveranstaltung ausfallen lassen und unsere Online-Meetings erfreuen sich reger Teilnahme.
Ein Hands-on-Projekt in Krisenzeiten zu starten, war so nicht vorgesehen, doch es drängte sich mit der Idee zu einkaufservice@rotaryrotaract.de sozusagen auf. Unser Club wurde in der Covid-19 Pandemie ein wenig virtueller – aber wir haben es geschafft, die Abläufe im Club weitgehend wie gewohnt aufrechtzuerhalten, einschließlich Neuaufnahmen.
„Rotary verbindet die Welt“ ist in Zeiten von Ausgangsbeschränkung und gebotenem Social Distancing ein Jahresmotto mit besonderer Verantwortung. Soziale Distanz in einer Pandemie ist immer auf körperlichen, aber nie sozialen Abstand ausgelegt. Als Rotarierinnen und Rotarier stellt sich uns die besondere Herausforderung, auf der einen Seite für die eigenen Mitglieder das Clubleben auch in diesen Zeiten weiterzuführen, auf der anderen Seite aber im Sinne eines „Business Continuity Managements“ unseren „Service Above Self“ für unsere Mitmenschen aufrechtzuerhalten und so zur Bewältigung der Krise beizutragen.
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