Wie Rotary nach Palästina kam

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Der Rotary Club Ramallah stattete das Flüchtlingscamp Al Jalazone u. a. mit einem Spielplatz aus / Foto: Rotary Club Ramallah

Von Björn Lange – gekürzter Auszug aus einem Artikel im Rotary Magazin 12/2019

Es war an einem Abend im Frühjahr 2009, als Phil Silvers vom Rotary Club Valle Verde aus Green Valley in Arizona einen Anruf eines Freundes des Rotary Clubs Colorado Springs erhielt. Ein Clubfreund mit palästinensischen Wurzeln wollte wissen, weshalb es keine Rotary Clubs in Palästina, wohl aber in Israel gebe. Silvers, damals Mitglied im Rotary International Board of Directors, war angefixt.

Der ehemalige Direktor der Universität von Arizona in Tucson recherchierte und fand heraus: Noch bis zum Palästinakrieg 1948 hatte es in Jerusalem zwei Clubs gegeben, einen auf israelischer Seite, einen im Osten Jerusalems. Er sprach mit den Kollegen von Rotary International darüber, flog noch im selben Jahr nach Ramallah in der Westbank und traf auf eine Handvoll Gründungswilliger, die durch einen Club in Jordanien und das Internet „hervorragend informiert“ gewesen seien über Rotary.

Die Westbank in die Welt bringen

Er fragte die zwölf Interessierten, was es für sie bedeuten würde, einen Club in Palästina zu haben. Meist kamen die gleichen Antworten: „Wir könnten Kindern helfen“ oder „wir könnten der Gesellschaft etwas zurückgeben“. Doch dann sagte einer den Satz, den Phil Silvers nie vergessen wird: „Wir könnten die Westbank in die Welt bringen, und die Welt in die Westbank“.

Als wenige Wochen später auf der Rotary International Convention in Montreal die palästinensische Flagge auf die Bühne getragen und das neueste Mitgliedsland der rotarischen Welt präsentiert wurde, gab es stehende Ovationen – minutenlang. Für den damaligen RI-Präsidenten John Kenny war es ein grandioses Ende einer großen Amtszeit, für die Clubs in Palästina erst der Anfang.

Lokale und internationale Kontakte

Der Club in Ramallah entwickelte sich prächtig und zählt heute 30 aktive Mitglieder. In den nächsten Jahren entstanden Clubs in Al-Bireh (heute zwölf Mitglieder), Bethlehem (30) und der Rotray Club Ost-Jerusalem (30) – alle mit Silvers Unterstützung, die auch einen regen Austausch mit Clubs auf israelischer Seite pflegen.

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Phil Silvers vom Rotary Club Valle Verde in den USA, der „Vater der palästinensischen Clubs“

Auch auf internationaler Ebene haben sich die palästinensischen Freunde vernetzt. Bereits seit 2011/12 finden regelmäßige Partneraustausche zwischen ihnen und den Rotariern in Arizona statt. Auch im vergangenen August besuchten Delegationen zunächst die USA, wenige Wochen später Palästina – und die Gäste wohnten in den Häusern der Gastgeber.

Rotary in Pästina – Die tun was!

Als der 80jährige Phil Silvers die palästinensischen Clubs im vergangenen Jahr besuchte, war er überwältigt – von den Emotionen, die ihm entgegengebracht wurden einerseits, von den realisierten Projekten andererseits. Der Club in Ramallah hatte zahlreiche lokale Schulprojekte ins Leben gerufen und gefördert, und über einen Global Grant behinderte Kinder in Ramallah unterstützt.

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Dank dem Rotary Club Ramallah hat die Qabas-Schule für sehbehinderte Menschen nun neues Mobiliar und Computer / Foto: Rotary Club Ramallah

Die Freunde in Bethlehem hatten über einen Global Grant einen großen öffentlichen Garten für Flüchtlinge angelegt, in dem diese unter fachlicher Anleitung ihr eigenes Gemüse anbauen können. Und der Club im Osten Jerusalems hatte an einer Grundschule für behinderte Kinder eine neue Bücherei eingerichtet, einen Spielplatz gebaut sowie Eltern und Lehrer Fortbildungen finanziert.

Auf so viel Engagement können die Rotarier in Palästina und im Ostteil Jerusalems sowie der „Vater ihrer Clubs“, wie sie Silvers liebevoll nennen, mit Recht stolz sein.

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