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Von Gundula Miethke
Valentinstag ist traditionell der Tag der Liebenden, an dem sich Paare ihre Zuneigung durch Grußkarten und Geschenke mal offen, mal heimlich gestehen. Der Brauch der „Valentinspaare“ soll im 15. Jahrhundert entstanden, mit Auswanderern in die USA und von dort durch US-Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland gelangt sein. Auch bei Rotary hat die „Verpartnerung“ von Clubs aus verschiedenen Ländern eine lange Tradition, denn die persönlichen Kontakte der Mitglieder fördern Freundschaft und Völkerverständigung, wie uns einige europäische Clubs hier bestätigen…
„Meinen Club, den Rotary Club Eisenach, verbindet seit der Entstehung unserer Beziehung in den 1990er-Jahren eine besondere Art ,Hass-Liebe′ mit dem Rotary Club Liverpool in Nordengland“, beschreibt es Malcolm Crowson. „Wir lieben unsere gemeinsamen Treffen und hassen es, wenn wir Abschied von einander nehmen müssen.“ Die beiden Clubs haben ihre Unterschiede schätzen gelernt und sehen eine Bereicherung darin zu erfahren, welche Art von Veranstaltungen und Projekten im jeweils anderen Land bevorzugt werden und sich dann abzustimmen. Daraus entstand das erste gemeinsame Grant-Projekt, das in diesem Jahr gestartet wird: „Zahnärzte für Afrika“.
Schon seit gut 40 Jahren bestehen freundschaftliche Bande zwischen Hannover und dem englischen Bristol. Die Partnerschaft entstand 1979/80 mit der Motivation, „einen Beitrag für dauerhaften Frieden in Europa zu leisten, basierend auf persönlichen Freundschaften zwischen Clubmitgliedern aus ehemals gegeneinander Krieg führenden Nationen“, erklärt der Präsident des Rotary Clubs Hannover, Daniel Wichelhaus. Die Clubs besuchen einander alle zwei Jahre und man würde sich wohl noch häufiger sehen, wäre da nicht eine weitere Partnerschaft mit dem Rotary Club Lyon-Est in Frankreich, die auch gepflegt werden will.
Partnerschaften müssen gepflegt werden
Internationale Freundschaft scheint süchtig zu machen, denn mittlerweile sind die Hannoveraner und ihre Partnerclubs dazu übergegangen, zu den Treffen auch die Partnerclubs der Partnerclubs einzuladen. „So bringt der RC Lyon-Est z. B. Mitglieder vom RC Milano Porta Vittoria mit zu uns nach Hannover. Oder wir werden vom RC Bristol eingeladen und treffen dort mit Freunden aus deren Partnerclubs aus Bordeaux oder Stockholm zusammen“, erläutert Wichelhaus.
Partnerclub in Deutschland gesucht
Der Rotary Club Bridgend (gechartert 1925) in Wales (Grobritannien) einen Partner in Deutschland in der Region Ulm. Ehrensekretär Mike Lewis ist vom 18. Bis 23. Juni 2020 in Langenau in Deutschland unterwegs und würde gerne persönlich zu interessierten Clubs Kontakt aufnehmen: mike.laleston@hotmail.co.uk
Je länger so eine Partnerschaft besteht, desto mehr Arbeit macht es natürlich, sie lebendig und frisch zu halten. Das ist in der Liebe so, aber eben auch bei Freundschaften. „Es ist nicht einfach, neue Clubmitglieder für unsere Partnerschaft mit dem RC Meißen zu gewinnen“, gesteht Andy Banks vom Rotary Club Cowbridge in Süd-Wales. Sprachbarrieren gebe es nicht, denn die Freunde aus Meißen sprächen alle gutes Englisch. Doch nach über 20 Jahren regelmäßiger Treffen gerate es zunehmend zur Herausforderung, „ein für alle interessantes Besuchsprogramm zusammenzustellen“.

Starke Freundschaft: Mitglieder der Clubs Cowbridge und Meißen bei einem Treffen in Meißen, zu dem ehemaliges Mitglied des Meißener Clubs extra aus Wien anreiste.
Vier auf einen Streich
„Attraktive Programme bei den gegenseitigen Besuchen sind auf jeden Fall hilfreich“, stimmt Daniel Wichelhaus zu. „Bei uns braucht die Vorbereitung für einen Besuch beim Partnerclub deshalb auch mindestens 18 Monate.“ Bewährt hätten sich die direkte Ansprache von Clubmitgliedern, sich am Besuch zu beteiligen, und wiederholte Hinweise in den „aktuellen 5 Minuten“ bei den regulären Clubmeetings im Vorfeld der Besuche. Und auch ein gemeinsames Hilfsprojekt kann eine Partnerschaft stärken wie bei den Clubs Cowbridge und Meißen der Fall. „Wir finanzieren seit zwei Jahren gemeinsam die Trinkwasserversorgung von Schulen im Distrikt Tororo in Uganda“, sagt Hans-Joachim von Zahn vom Meißener Club.
Auf eine neue Ebene haben die Rotary Clubs Mannheim-Kurpfalz, Chipping-Sodbury (Großbritannien), Toulon (Frankreich) und La Spezia (Italien) die Idee der Clubpartnerschaft gehoben. Die vier Clubs schlossen eine „Quartett“-Partnerschaft. 1988 bestand die Partnerschaft allerdings zwischen dem deutschen, dem englischen und einem anderen französischen Club, der sich später leider auflöste. Mit dem 2017 neu ins Boot geholten Rotary Club Toulon in Frankreich kam schließlich im September 2019 auch der italienische RC La Spezia an Bord, denn die Franzosen und die Italiener sind bereits seit 1958 verbandelt. „Alle vier Clubs besuchen sich einmal im Jahr jeweils im Wechsel an ihren jeweiligen Heimatorten. 2020 treffen wir uns beim RC Chipping Sodbury“, erklärt Präsident Gérard Alfonsi vom Rotary Club Toulon.

In freundschaftlicher Eintracht wehen die Flaggen von Wales und Deutschland beim Clubbesuch in Großbritannien nebeneinander.
Für den Frieden in Europa
Wie wichtig solche Partnerschaften wirklich für den Aufbau von guten Beziehungen zwischen den europäischen Ländern sind, zeigt sich daran, dass solche Clubpartnerschaften regelmäßig auch über die Clubs hinauswirken. So schickten viele Mitglieder des Rotary Clubs Meißen ihre Kinder zum Schüleraustausch oder Studium nach Großbritannien.
„Jede Gemeinschaft, auch die Europäische Gemeinschaft, lebt davon, dass es etwas Gemeinsames gibt“, bringt es Präsident Wichelhaus vom Rotary Club Hannover auf den Punkt. „Gemeinschaft entstehet letzten Endes zwischen Individuen, die sich gemeinsam für eine Sache einsetzen. Mit den Vereinten Königreichen erleben wir gerade, den Austritt eines EU-Mitgliedstaates aus der Europäischen Union. Um so wichtiger ist uns der Kontakt mit unseren rotarischen Freundinnen und Freunden in Bristol, losgelöst vom Brexit, weil wir unsere Freundschaft um des friedlichen Miteinanders in Europa erhalten wollen.“