
Im mit Korallen bewachsenen künstlichen Rotary-Riff in der Lamon Bay auf den Philippinen tummeln sich heute viele Fische.
Von Quincy Cahilig, übersetzt und bearbeitet von Gundula Miethke, Fotos von Freedom Dellosa
Die Lamon Bay gehört zu den Attraktionen in der Gemeinde Atimonan in der Provinz Quezon auf den Philippinen. Ihr ruhiges und blaues Wasser, ideal zum Schwimmen, Schnorcheln und Tauchen, zieht das ganze Jahr über Hunderte von Touristen an. Darüber hinaus bietet die malerische Bucht mit ihrem Fischreichtum den Bewohnern von Atimonans Küstendörfern Balubad, Lubi, Talaba und Kilait eine Lebensgrundlage. Vor einiger Zeit war dieses Paradies in akuter Gefahr.
In den späten 1990er-Jahren bis in die frühen 2000er-Jahre wurde Lamon Bay von großen kommerziellen Handelsfischern heimgesucht, die illegale Fischfangtechniken einsetzten. Einige verwendeten sogar Dynamit und Cyanid. Dadurch wurden der Fischbestand und die Korallenriffe, mithin die gesamte dortige Meeresflora und -fauna schwer beschädigt und die Einkommensquelle der Fischer gefährdete.
Dies veranlasste Greg de Gracia, Mitglied im RC Atimonan, sich für den Schutz und die Wiederherstellung der natürlichen Unterwasserwelt von Lamon Bay einzusetzen. Er ermutigte die lokalen Fischer, sich gemeinsam zur Wehr zu setzen, indem sie eine Seepatrouille organisierten, um ihre Fanggebiete vor den Eindringlingen zu schützen.
Künstliche Riffe und Kontrollen gegen illegalen Fischfang
„1998 waren die Fischer wirklich wütend, und so gründeten sie die SMM BALTAK, eine Vereinigung der örtlichen Fischer, deren Ziel es war, zerstörerische Fischfangaktivitäten zu bekämpfen. Zu Anfang legten sie Netzfallen aus. Später wurden sie von der Fischerei- und Aquakulturbehörde zu offiziellen Fisch-Wächtern ernannt und mit der Befugnis ausgestattet, Kontrollen auf See durchzuführen“, sagte de Gracia, Vorsitzender von SMM BALTAK.
Die Interessengruppe der Fischer baute Riffe aus Bambus und anderen einheimischen Materialien, doch diese wurden gleich wieder von den mächtigen illegalen Handelsfischern zerstört. Aber sie gaben nicht auf. Sie bauten weiterhin Riffe, mithilfe der örtlichen Regierungsabteilung und anderer Nichtregierungsorganisationen wie Rotary. Die künstlichen Riffe wurden in verschiedenen Meeresschutzgebieten gleich vor den Küsten einiger Ortschaften versenkt.
Ein Rotary-Rad für Fische
Im Jahr 2005 baten die Fischer den RC Atimonan erneut um Hilfe für den Bau von künstlichen Riffen – diesmal, um die fehlenden Mangroven, einen natürlichen Nährboden für Meereslebewesen in der Gegend, zu ersetzen. De Gracia hatte die Idee, ein großes Riff in Form eines riesigen Rotary-Rades zu bauen.
Die Idee war zwar brillant, würde aber sehr teuer sein. Deshalb entschieden die Rotarier aus Atimonan, zusammen mit einem internationalen Partner, dem Rotary Club Madera in Kalifornien, USA, ein Grant bei der Rotary Foundation zu beantragen. Sie arbeiteten auch mit Regierungsvertretern, Umweltschützern und anderen Fischern zusammen, um ein massives künstliches Riff aus Stahlbeton zu bauen. Es war 13 Fuß hoch, mit einem Durchmesser von 70 Fuß und einem Gewicht von 80 Tonnen und wurde 2009 rund 600 Meter von der Küste entfernt versenkt.

Das künstliche Rotary-Rad-Riff wird in der Lamon Bay 600 Meter vom Strand entfernt versenkt.
Projekt bringt Gemeinde zusammen
Die Kosten für das Riff beliefen sich auf rund 20.000 Euro, ohne Arbeitskosten, da die Fischer kostenlos am Riff arbeiteten. Neben der Hoffnung, die Fische zurückzubringen, sorgte das riesige Korallenriff für noch etwas anderes, etwas Unbezahlbares. „Die Fischer schlossen sich zu einer Gemeinschaft zusammen und arbeiteten Hand in Hand, um ihre gemeinsame Lebensgrundlage zu schützen. Die ganze Gemeinde engagierte sich schließlich für den Schutz ihrer Fanggebiete und für ein harmonisches Zusammenleben und Zusammenarbeiten zugunsten des Gemeinwohls“, sagte Oca Chua, Past-Präsident des RC Atimonan, der das Projekt leitete.
Auch 9 Jahre nach seiner Installation befindet sich das künstliche Rotary-Riff, das als das größte künstliche Riff auf den Philippinen gilt, noch immer fest verankert unter Wasser. Es ist bereits vollständig mit Korallen bedeckt und hat schon mehrere Taifune überstanden. Es dient als Rückzugsgebiet für Doktorfische, rote Mangrovenschnapper, Zackenbarsche, Flundern, Pompanos, Fledermausfische, Barrakudas und andere Meeresbewohner.
Das Riff als Naherholung für Touristen
„Als es das Riff noch nicht gab, konnten die Fischer kaum ein Kilo Fisch pro Tag fangen. Heute fangen sie Fische mit einem Gewicht von bis zu zwei Kilo pro Stück am Tag“, berichtet Chua. De Gracia fügt hinzu, dass das Projekt sogar einen neuen Broterwerb für die Gemeinden geschaffen habe. Mehrere Fischer bauten Bambusflöße, die sie für rund 20 Euro pro Tag an Touristen vermieten und die dann über dem künstlichen Rotary-Riff „geparkt“ werden. Die Touristen können darauf essen und sich ausruhen, tauchen und sogar die Fische füttern.
Das Rotary-Riff, so De Gracia, setzt heute den Standard für alle künstlichen Riffe, die in der Lamon Bay gebaut werden. Ein ähnliches Projekt wird in diesem Jahr vom Ministerium für soziale Wohlfahrt und Entwicklung gestartet.